facebook        instagram

Nachdem wir von der deutschen Meisterschaft vom Starnberger See wieder zurück am Bodensee waren, konnten wir die Melges 24 gleich verpackt und fertig für die Abfahrt nach Kroatien am Hafen auf dem Trailer stehen lassen.

Wir lockerten lediglich die Spanngurte. Dann schon drei Tage später am Mittwoch, den 25. September gings los 1300 km mit Auto und Anhänger mit der Melges 24 drauf nach Split im Süden Kroatiens zur diesjährigen Melges 24 Europameisterschaft. Wir fuhren durch die Nacht und wechselten uns im Dreier-System beim Fahren ab. Dann morgens um 11 Uhr war es soweit, bei strahlendem Sonnenschein kamen wir in Split am Hafen an. Wir waren fix und fertig von der Fahrt. Jan kam nachgereist mit dem Flugzeug. Noch am selben Tag bauten wir das Boot auf und bereiteten alles fürs Einwassern vor. Wir meldeten uns an und konnten auch schon zur Vermessung der Segel. Hier kam unser Reacher Gennaker nicht durch die Vermessung, weil er in der Mittelbreite 1,5cm zu breit war. Wir überlegten ihn in die Eistonne zu legen und dann nochmals vermessen zu lassen. Doch nach einiger Überlegung entschieden wir uns dagegen, da der Reacher sowieso so alt und dünn ist, dass es den bei mehr Wind zerreißen würde.

Am Folgetag konnten wir Einkranen und schon unseren ersten Trainingstag im Regattagebiet durchführen. Es hatte zwischen 20-25 kn Wind und wir hatten ein paar geile Downwindsurfs mit bis zu 17 kn Boatspeed. Für den darauffolgenden Tag war das Practice Race angesetzt, doch es hatte Bora mit 60-70kn Wind und so setzte die Wettfahrtleitung AP über A und bat alle Teams im sicheren Hafen zu bleiben und die Boote ordentlich fest zu machen. Der erste Wettfahrttag startete mit feinstem Champagner Segeln bei 15 kn Wind, 24 Grad Luft und Wasser Temperatur und feinstem Sonnenschein und wir segelten zwei Wettfahrten. Diese verliefen für uns durchwachsen mit guten und schlechten Passagen. Das Problem ist nur, dass in einem so hochkarätigen Feld, welches gespickt ist mit Weltklasseseglern, Profis, Weltmeister, Europameister, Olympiasieger, jede schlechte Passage gnadenlos bestraft wird. Am zweiten Tag herrschte dann den ganzen Tag komplette Flaute und es konnte keine Wettfahrt gefahren werden. Am dritten Tag dem Mittwoch hatte es Sonnenschein und zwischen 25-30 kn Wind. Um es mit den Worten des ehemaligen Melges 24 Vizeweltmeisters Alba Batzill zu sagen, Zitat: „Heut hats Pressluft“. Da wir zu fünft segelten, zum ersten Mal überhaupt auf der Melges, haben wir dann an der Kreuz und auf den Downwinds bei viel Wind den Unterschied gespürt. Wir fuhren 7,6 kn Boatspeed an der Kreuz, das ist deutlich schneller als der eigentliche Target Boatspeed Wert. Wir mussten allerdings auf den Downwinds immer Federn lassen da hier der Speed fehlte, weil wir schwerer waren wie die anderen und keinen Reacher Gennaker fuhren, sondern den Runner.

Die Wettfahrten verliefen deshalb fast immer folgendermaßen. Die Starts waren mal gut mal schlecht. Die erste Kreuz dann meistens sehr gut. In vier von sieben Wettfahrten waren wir vor dem Vizeweltmeister am Luvfass immer im vorderen Drittel des Feldes. Dann Gennaker hoch und erstmal ca. 15 Boote verloren auf dem Downwind. Als ca. 30. Schiff ums Leefass. Die zweite Kreuz verlief meistens so, dass wir unsere Platzierung halten konnten. Dann der letzte Downwind Richtung Ziel wieder ca. 10 Schiffe an uns vorbei so dass wir am Ende meist nur zwei Schiffe hinter uns hatten. An diesem Tag riss uns dann auch noch in der zweiten Wettfahrt zu allem übel die Verbindung zwischen Fock und Vorstag, so dass wir aufgeben mussten und reingeschleppt werden mussten. Wir reparierten den Schaden, um am nächsten Tag wieder antreten zu können. Am Donnerstag war der Wind etwas abgeflaut auf 15-20 kn und wurde erst gegen später stärker. Allerdings regnete es den ganzen Tag. Aber der Donnerstag war platzierungstechnisch unser bester Tag mit einem 27. Platz, einem 38. Platz und einem 39. Platz.

Da am Samstag, den 05. Oktober das Final Race in Kreuzlingen stattfinden sollte und wir, wenn die Saison am Bodensee nicht umsonst gewesen sein soll, daran teilnehmen müssen, wasserten wir zur Verwunderung der anderen Teilnehmer unsere Melges 24 schon am Freitag, also am letzten Wettfahrttag morgens aus. Laut Prognose war aber auch für Split für diesen Freitag kein Wind mehr angekündigt. Demnach war es ein Pokern, ob denn noch Wettfahrten ohne uns stattfinden oder nicht. Wir mussten um 12 Uhr in Split los mit dem Auto und dem Schiff hinten dran, um am nächsten Morgen rechtzeitig um 6 Uhr in Kreuzlingen unterm Kran zu stehen und das Schiff um 8 Uhr einzuwassern. Auf dem Rückweg erfuhren wir dann, dass in Split auf Grund der Flaute keine weiteren Wettfahrten mehr gesegelt wurden an diesem Freitag. Somit hatten wir alles richtig gemacht und sind dem Stau beim Auswassern am Kran aus dem Weg gegangen.
Die Rückfahrt verlief turbulent und wir mussten einen Umweg fahren. Ein Glück hatten wir Pufferzeit mit eingeplant. So kam es, dass wir exakt um 6:00 Uhr morgens am 05. Oktober in Kreuzlingen mit dem Schiff auf dem Trailer unter dem Kran standen. Im Morgengrauen mit Stirnlampen und Winterjacken bauten wir das Boot auf und wasserten es ein.


Dann gings um 9:30 Uhr direkt aufs Wasser, das Rigg wurde noch auf dem Weg zur Startlinie eingestellt und getrimmt. Zuerst wollte die Wettfahrtleitung starten, doch dann drehte der Wind so stark, dass ein erster Startversuch abgebrochen wurde. Dann kam die gähnende Flaute und so warteten wir den ganzen Tag auf Wind. Dies war jedoch vergebens. So konnte wie schon im Vorjahr bei uns im YCM kein Final Race mangels Winds ausgetragen werden. Dennoch fand am Abend das Galadinner mit Siegerehrung der Bodenseemeisterschaft im Dreispitz in Kreuzlingen statt. Nachdem wir das Schiff nach Meersburg gebracht hatten, fuhren wir mit dem Auto zu Galadinner Abend. Wir wurden wie auch schon in den Jahren zuvor doppelter Bodenseemeister, sowohl in der Kurzstrecke als auch in der Langstrecke und gewannen den Sportboote Wanderpokal auf der Kurzstrecke.

Der Abend war ein würdiger Saisonabschluss für uns als Crew für die herausragende Saison 2024. Nicht nur, dass wir es geschafft haben, bei allen ORC Bodensee Regatten nur erste Plätze zu segeln, bei den Sportbooten zeigt sich unsere beeindruckende diesjährige Dominanz. Auch konnten wir auf nationaler Ebene bei der Deutschen Meisterschaft der Melges 24 unsere gelernte Konstanz zeigen, um vorne mitzufahren. Aber auch die Europameisterschaft, bei der wir wieder vieles von den Profi-Teams lernen konnten, um in den kommenden Jahren noch besser und schneller zu segeln. Um es abschließend mit den Worten des amtierenden Melges 24 Vizeweltmeisters zu sagen: „Am Bodensee kennt euch jede Sau, da seid ihr herausragend und bekannt!“ -> Nun wollen wir das auch auf Europäischer Ebene erreichen. In diesem Sinne gilt mein außerordentlicher Dank meiner Stammcrew bzw. meinem Crewpool. Allen voran Simon Waschke und Jan Bücher ihr wart spitze, aber auch alle anderen, Luis Müller, Johannes Scheffold, David Off, Caro Groß, Sandrina Breuninger, Julia Grötzinger, Laura Noack.

Text: Benjamin Off

Zum Seitenanfang